Die Galluspforte
Die Galluspforte gehört zum spätromanischen Münsterbau (Ende 12. Jahrhundert). Sie ist – neben dem Hauptportal – das zweite repräsentative Portal des Münsters. Die Konzeption erinnert an einen Triumphbogen, in den die eigentliche Tür eingestellt ist. Für die Kunstgeschichte ist die Galluspforte bedeutsam, weil sie als das wohl früheste erhaltene Figurenportal im deutschsprachigen Raum gilt. Die Thematik des Jüngsten Gerichts ist anhand einzelner Szenen oder Figuren dargestellt: Während im Tympanon der richtende Christus mit den Aposteln Petrus und Paulus und den Portalstiftern figurieren, wird am Türsturz das Gleichnis der zehn Jungfrauen (Matthäus 25) abgebildet: die Klugen Jungfrauen mit ihren brennenden Lampen werden von Christus an der Tür zum Hochzeitssaal empfangen, während die Törichten Jungfrauen vor verschlossener Tür stehen, da sie nicht genug Öl für ihre Lampen mitgebracht haben. Am Gewände erscheinen die vier Evangelisten mit ihren Symbolen, umgeben von den sechs Werken der Barmherzigkeit, wie sie jedem Christen empfohlen waren. Sie sind in Form von Reliefs in je drei Nischen seitlich des Gewändes angeordnet und zeigen Figurenpaare zu folgenden Taten: Links von oben nach unten: den Durstigen tränken, den Fremden beherbergen, den Nackten bekleiden. Rechts den Kranken besuchen, den Gefangenen besuchen und den Hungrigen speisen. Darüber stehen Johannes der Täufer und Johannes Evangelist als Künder und Zeugen Christi. Zuoberst blasen zwei Engel die Posaune, so dass die Toten aus ihren Gräbern erweckt werden und sich fürs Jüngste Gericht ankleiden. Die Bronzetür stammt von 1892 (Entwurf von Emanuel La Roche 1889).
Türsturz mit dem Gleichnis der zehn Jungfrauen, Bogenfeld mit thronendem Christus, Petrus und Paulus, Stifterfiguren und einem Engel. Foto: Erik Schmidt | |
Apostel Matthäus und Johannes am Portalgewände. Foto: Erik Schmidt |