Wir gestalten einen Psalter

Im Jahr 2023 begleiten Psalmen die Münstergemeinde: als Predigtreihe, bei Anlässen und auch im kirchlichen Unterricht und schulischen Religionsunterricht.
Jugendliche am Basler Münster und Kinder des Religionsunterrichts der Primarschule Rittergasse gestalten einen „Psalter“. An dem Projekt haben sich auch Jugendliche aus der Gellertkirche mit Psalmversen beteiligt. 

Ein Psalter ist die Sammlung von 150 Gebten, sogenannten Psalmen, in der Bibel. Im Mittelalter wurde die Psalmen oft als eigenes Buch gebunden. Die Seiten waren kunstvoll verziert. Alles wurde mit Hand geschrieben.

"Unser Psalter" - Ausstellung und digitale Veröffentlichung

Unser Psalter besteht aus knapp 200 Seiten. Er enthält ganze Psalmen (Psalm 23, 104, 113) oder einzelne Verse. Eine Auswahl vom 156 Seiten ist im Münstersaal des Bischofshofs (Rittergasse 1, 4051 Basel) nach dem Begrüssungsgottesdienst für die neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden am 20. August und nach dem Erntedankgottesdienst am 24. September ausgestellt.

Die Seiten werden später auch digital auf der Website des Basler Münsters zu sehen sein.

Einen kleinen Vorgeschmack gibt der «Preview-Version» mit Psalm 23.

"Wir gestalten einen Psalter" ist ein Projekt der Jugendarbeit am Basler Münster. Die Leitung hatte Britta Pollmann.Ein besonderer Dank gebührt den Religionslehrpersonen des Schulhauses Rittergasse, die sich ebenfalls in diesem Projekt eingebracht haben.Finanziell unterstützt wurde das Projekt vom Förderverein Münster Basel. Die Vorbereitung des Projekts und die Ausstellungen wurden in Freiwilligenarbeit geleistet.

Handwerk - Kunst - Meditation

Im Mittelalter wurden Psalter in den Schreibwerkstätten der Klöster angefertigt. Das Schreiben war Handwerk, Kunst und Mediation zugleich.

Die ebenmässige Schrift und die kunstvollen Bilder und Verzierungen erforderten technisches Knowhow. Farben, Schreibgeräte und Pergament mussten ebenfalls in Handarbeit hergestellt werden. Auch die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben war Voraussetzung – dies war nicht immer eine Selbstverständlichkeit.
Die Gestaltung der Texte stellte oft eine erste Auslegung dar: Bilder, Verzierungen, farblich hervorgehobene Wörter zeigten inhaltliche Schwerpunkte oder spiegelten die Vorstellungen der Menschen damals.

Warum Schreiben mehr ist, als Wörter aufs Papier zu bringen

Heute gibt es nicht nur unzählige gedruckte Bibeln, sondern Bibeltexte sind online abrufbar. Warum sollte also heute noch jemand mit der Hand einen Psalter schreiben? Im Zeitalter der künstlichen Intelligenz, die Texte und auch Gebete verfassen kann, lässt sich fragen, ob das Abschreiben von Gebeten aus der Bibel nicht völlig veraltet ist.Und dennoch gibt es etwas, was wir nur dadurch lernen, dass wir es selbst tun:

Um einen Text gestalten zu können, muss man sich zunächst mit seinem Inhalt befassen. Hier erfolgt eine Auseinandersetzung mit der Aussage, eine persönliche Akzentuierung.

Jugendliche im kirchlichen Unterricht und Kinder im Religionsunterricht gestalteten die einzelnen Verse bewusst. Zunächst wählten sie die Textstelle. Dann überlegten sie sich, welche Farben, Ornamente oder bildlichen Darstellungen ihrer Meinung nach zum Text und dessen Aussage passen.

Statt mittelalterlicher Buchmalerei verwendeten sie eine moderne Form der Kaligrafie, das Hand Lettering oder nutzen Farbstifte. Ähnlich wie in früherer Zeit, musste sich jeder Schreiber und jede Schreiberin fragen: Was steht im Psalm? Was ist wichtig? Was ist mir wichtig? Wie kann ich dem über Schriftbild, Farben und Formen Ausdruck verleihen? Nicht einfach diese Aufgabe. 

Jede Seite «unseres Psalters» ist ein Unikat und Kunstwerk.

Weitere Informationen:
Dr. Britta Pollmann Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!