Reformation
Wie in vielen Städten Europas fand auch in Basel im 16. Jahrhundert eine Reformation der Kirche statt. Die Missstände der römischen Kirche sowie wirtschaftliche und politische Faktoren lösten diese aus. Im Zuge der aufkommenden Reformation, die zunehmend Anhänger fand, nahm die bischöfliche Autorität auch in Basel immer mehr ab. Die Basler Bischöfe waren schon lange vor der Reformation verschuldet und hatten wichtige Rechte an die Stadt abgetreten. Bischof Christoph von Utenheim (1502-27) war zwar bereits vor 1517 sehr reformfreudig, wandte sich schlussendlich aber gegen die evangelische Reformbewegung. Nachdem die Stadt Basel 1501 der Eidgenossenschaft beigetreten war, 1521 ihre verfassungsrechtlichen Bindungen an die bischöfliche Herrschaft aufgekündigt hatte und den Rat nun ohne Bestätigung des Bischofs wählen konnte, begann für sie der Weg in Richtung Reformation.
1522 kehrte Johannes Husschyn, genannt Oekolampad, nach Basel zurück, nachdem er zuvor 1515 von Bischof Christoph zum Predigen im Münster eingeladen worden war und das 1516 in Basel gedruckte, von Erasmus von Rotterdam edierte „Novum Instrumentum Omne“ (Neues Testament in griechischem Originaltext mit lateinischer Übersetzung) korrekturgelesen hatte. Oekolampad erhielt einen Lehrstuhl an der Universität und legte dort – wie auch in seinen Predigten in St. Martin – die Heilige Schrift neu aus. Die neue Bewegung erhielt immer mehr Anhänger, vor allem unter den Zunfthandwerkern. 1523 rief der Rat die Alt- und Neugläubigen zu gegenseitiger Toleranz auf. So fanden in gewissen Kirchen sowohl katholische Messfeiern als auch reformatorische Gottesdienste statt.
1528/1529 drängten die Handwerkerzünfte, die nun in der Stadtregierung vertreten waren, auf ein Verbot der Messe und den Ausschluss der Altgläubigen. Mit dem Bildersturm vom 8. Februar 1529 im Münster überstürzten sich die Ereignisse: Um das Münster seiner „Götzenbilder“ zu entledigen, wurden Altäre (es gab damals rund 60) und Heiligenstatuen abmontiert und auf dem Münsterplatz verbrannt. Der Bildersturm und das Nachgeben des Rates führte zur Durchsetzung der Reformation. Der altgläubige Bürgermeister, das Domkapitel und die meisten Altgläubigen verliessen die Stadt. Bischof Philipp von Gundelsheim (1527-1553) hatte sich schon vor 1529 nach Pruntrut zurückgezogen. Johannes Oekolampad wurde 1529 Antistes (Vorsteher) der reformierten Kirche Basels. Bis zur Trennung von Kirche und Staat 1911 war die Basler protestantische Kirche Staatskirche.
Reformatorentafel im Grossen Kreuzgang des Münsters. Gedenktafel für Simon Grynaeus (Rektor der Universität), Jakob Meyer zum Hirzen (Bürgermeister) und Johannes Oekolampad (Basler Reformator). Foto: Erik Schmidt | |
Statue des Basler Reformators Johannes Oekolampad am Münster-Kreuzgang, 1861/62 vom Zuger Bildhauer Ludwig Keiser geschaffen, hier als Kopie von 1915/16. Foto: Erik Schmidt |