Das Münster des 19. Jahrhunderts

Im 19. Jahrhundert fanden drei grosse Restaurierungen am Basler Münster statt: 1852–1857 im Innenraum, 1870−1873 im Kreuzgang und 1880–1890 am Aussenbau. Um dem Anliegen gerecht zu werden, im Basler Münster einen konzerttauglichen Einheitsraum mit einer grossen Orgel zu schaffen, wurde der Innenraum im 19. Jahrhundert beträchtlich umgestaltet. Vor allem im Chor- und Vierungsbereich fanden Veränderungen statt, indem der raumteilende Lettner abgebrochen und im Westen als Orgelempore wiedererrichtet wurde. Die Vierungskrypta wurde zerstört und die Vierung tiefergelegt, so dass diese auf gleichem Niveau wie das Mittelschiff und das Querhaus zu liegen kam. Die Treppen, welche von den Querhausarmen in den Chorumgang hinauf führten, wurden abgebrochen. Stattdessen führte neu eine breite Treppe von der Vierung in den Hochchor. Das mittelalterliche Chorgestühl, welches ursprünglich in der Vierung gestanden war, wurde auseinandergenommen und im Innenraum neu platziert. Eine grosse Anzahl von Grabplatten und Epitaphien wurde aus der Kirche nach aussen verlegt. Zudem entfernte man den zum Teil mit Malereien versehenen Verputz an den Wänden und überarbeitete deren Oberfläche mit dem Stockhammer. Dies geschah in der Absicht, dem Innenraum die natürliche Steinfarbe zurückzugeben. Die Reste der alten Verglasung wurden entfernt und durch neue farbige ersetzt, die unvollendet gebliebenen Gewölbe der Emporen weiter ausgebaut. Im Mittelschiff erhielt die Kanzel nebst einem neuen Schalldeckel in gotischem Stil auch einen neuen Platz und wurde um drei Pfeiler Richtung Osten versetzt. Das heute im Historischen Museum Basel ausgestellte Häuptergestühl wurde in dieser Zeit aus der Kirche entfernt. Der Einbau einer Heizung und die neue Bestuhlung in Form von Bankreihen im Mittelschiff und Einzelstühlen in den Seitenschiffen schlossen die grosse Innenrenovation des Münsters unter der Leitung von Amadeus Merian und Christoph Riggenbach ab.

Zwischen 1870−1873 wurde der Kreuzgang umfassend restauriert. Die Bauschäden am Äussern der Kirche nahmen laufend zu, so dass 1880–1890 eine grosse Aussenrestaurierung unter Bauinspektor und Kantonsbaumeister Heinrich Reese, Architekt Gustav Kelterborn und dem neugegründeten Münsterbauverein durchgeführt wurde. Nach der Vollendung der Restaurierung löste sich der Verein am 12. Dezember 1890 wieder auf.

An der Westfassade wurden einzelne schlecht erhaltene Teile, wie z.B. die Martinsfigur, durch eine Kopie von Ferdinand Schlöth ersetzt. Trotz der dagegen plädierenden Expertenmeinungen wurde die rotbraune Ölfarbe von der Fassade entfernt, um auch am Äusseren die Steinsichtigkeit des Münsterbaus zu erreichen. Eine Kopie aus Stein ersetzte das hölzerne Strebewerk des Glücksradfensters am Nordquerhaus (das Original befindet sich heute im Museum Kleines Klingental Basel). Anstelle des mittelalterlichen Holzdachstuhls wurde eine Eisenkonstruktion eingebaut (Firma Probst, Chappuis und Wolf, Bern). Die Eindeckung erfolgte mit neuen, maschinell hergestellten Farbziegeln von Villeroy & Boch aus Mettlach und Merzig (Saarland).